Das Replantationsregime Teil I Krankenhausroutinen Vierter Eintrag
Das Replantationsregime ist eine etwas andere Art des Krankenhausaufenthaltes. Gut, mir fehlt da vielleicht auch ein bisschen der Vergleich, ich war nur einmal in meiner Kindheit zu einer Operation im Krankenhaus. Aber in einer erhaltenen Broschüre und durch das Personal wurde ich dann recht zügig und ausgiebig darüber informiert, was dieses Regime bedeutet.
Es ist, um es kurz und mit einem Wort treffend zu beschreiben: ANSTRENGEND!
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem man von „Gewöhnung“ sprechen kann.
Dieses Thema Replantationsregime halte ich für besonders der Aufmerksamkeit würdig, da es dabei um sehr wichtige Dinge geht, unter anderem auch, wie schnell da etwas nicht so laufen kann, wie man sich das als Patient wünscht.
Im Teil I erkläre ich das Thema aus der Sicht des Krankenhauses, was hinter den Kulissen passiert, worauf geachtet wird und wie bei bestimmten Dingen (sofort) reagiert werden muss. Im Teil II beschreibe ich, was das Replantationsregime für mich als Patienten bedeutet.
Diese Broschüre wird dem Patienten ausgehändigt, mit der Bitte, diese sorgfältig zu lesen und sollte etwas unklar sein, so darf man sehr gerne fragen.
Ich erlebte es im Rikshospital so, dass man sich auch gerne Zeit für den Patienten nimmt – und man wird ernstgenommen!
Jede noch so kleine Bekümmerung wird als wichtig empfunden und es werden befriedigende Antworten gegeben.
Was in der Broschüre steht, kannst du lesen, wenn du auf folgenden Button klickst:
Teil I – Replantationsregime aus der Sicht des Krankenhauses
Nun, was macht das Krankenhaus, die orthopädische Bettenstation, mit einem Patienten, frisch operiert und gerade auf der Station angekommen?
Ich entnehme die folgenden Informationen aus den Handbüchern des Rikshospitales, damit ich auf der sicheren Seite bin und nichts falsches berichte.
Als erstes wird der Patient natürlich ausführlich darüber informiert, was das Replantationsregime beinhaltet. Offene Kommunikation und Information ist sehr wichtig für die Behandlung des Patienten.
1) Hinsicht und Umfang
Der Zweck besteht darin, die bestmöglichen Bedingungen für die Aufrechterhaltung der Blutzirkulation im replantierten/rezirkulierten Körperteil zu schaffen. Stellen Sie sicher, dass der Patient am Krankenbett eine qualitativ hochwertige, auf seine Bedürfnisse abgestimmte Pflege und medizinische Behandlung erhält.
2) Verantwortung
Der Sektionsleiter ist dafür verantwortlich, das Verfahren der Personalgruppe bekannt zu machen. Jeder Mitarbeiter des Gesundheitspersonals trägt die eigenständige Verantwortung für die Aneignung der notwendigen Kenntnisse und die Befolgung des Verfahrens. Für die Nachbereitung und Überarbeitung des Eingriffs ist der/die Fachkrankenpfleger/in zuständig.
3) Vorgangsart
Postoperativ beginnt für diese Patientengruppe eine 10-tägige Überwachung rund um die Uhr, die wir als „Replantationsregime“ bezeichnen.
Dies impliziert:
Farbe: Schauen Sie sich die Farbe des replantierten/rezirkulierten Körperteils an und bewerten Sie sie, vergleichen Sie sie mit der gesunden (1-8). Ist es normal rosa, blass, bläulich, lila? Seien Sie sich der Veränderung bewusst.
Füllung: Bewerten Sie die Füllung/Oberfläche des replantierten/rezirkulierten Körperteils (1-8). Ist es normal, schlampig oder schwammig?
Kapillarfüllung: Prüfen Sie, ob die Füllung am reproduzierten/rezirkulierten Körperteil normal, schnell oder langsam erfolgt, und vergleichen Sie sie mit gesund. Verwenden Sie Objektträger (1-8).
Hauttemperatur: Die Temperatur wird am replantierten/rezirkulierten Körperteil und am Kontrollpunkt (1-8) gemessen. Nach der Operation markiert der Operateur mit einem Kreuz das repl./rezirk. Körperteil und die Stelle, an der Kontrollmessungen durchgeführt werden sollen. Die Messungen erfolgen mit einem separaten Messgerät. Optimalerweise sollte die Temperatur über 30 Grad liegen. Sinkt die Temperatur um mehr als 1 Grad, müssen Maßnahmen ergriffen werden (*).
Wenn Sie während einer Messung eine Veränderung/einen Fehler feststellen, holen Sie sich einen anderen Kollegen und machen Sie gemeinsam eine neue Beobachtung. Nach 10–15 Minuten noch einmal überprüfen. Wenn immer noch eine Veränderung oder Anzeichen eines Versagens vorliegen, wenden Sie sich an einen Arzt (*).
Es ist wichtig, den Arzt rechtzeitig über Änderungen zu informieren!
Dokumentieren Sie die Beobachtungen auf dem Replantationsformular F.1.5
Venöses Versagen: Schnelle Füllung (<1 Sek.), aufgebläht, geschwollen, blau, Blasenbildung. Tritt allmählich auf. Maßnahmen bei dieser Art von Versagen sind eine mögliche erneute Operation, eine Blutegelbehandlung (1, 2, 5, 7, 8) oder ein Fischmaulschnitt (vom Arzt vorgenommener Schnitt unter dem Nagel). Eine Veneninsuffizienz ist schwer zu diagnostizieren und zu behandeln.
Die Behandlung ist sehr dringend.
Arterienversagen: Langsame Füllung (>2–3 Sek.), Blässe und Temperaturabfall (5). Tritt häufig früh im Verlauf auf und verläuft oft schnell. Maßnahmen bei diesem Versagenstyp sind ggf. eine Reoperation (1, 7, 8). Gefäßkrämpfe können auftreten und die gleichen Symptome hervorrufen wie eine Arterieninsuffizienz (2) (*).
Medikamente während der Aufnahme
Blutproben / Röntgen
Bei einer Blutegelbehandlung oder Blutungen aus dem Operationsgebiet wird der Hb-Grenzwert auf über 9 festgelegt. Bei Unterschreitung sollte ein Arzt kontaktiert und ggf. ein SAG verordnet werden. Denken Sie an einen gültigen Test vor der Transfusion. Es ist wichtig, den Hb-Wert täglich und ggf. häufiger mit starken Blutungen (11) (*) zu überwachen.
Kurze Erläuterung, was „SAG“ ist: SAG ist eine Kurzform von „SAGMAN-Blut“, einer häufig verwendeten Abkürzung für ein Konzentrat roter Blutkörperchen. Der Begriff basiert auf dem Namen der künstlichen Lösung (SAGMAN), die zur Lagerung roter Blutkörperchen in Blutbanken verwendet wird. SAGMAN ist eine Abkürzung für Saline-Adenine-Glucose-Mannitol. Die Bestellung von zwei SAG bedeutet, dass der Patient über ein Konzentrat roter Blutkörperchen von zwei Blutspendern verfügen muss. SAGMAN erlaubt eine Lagerung für 35 Tage und ergibt dann eine Überlebensrate der roten Blutkörperchen von über 75 Prozent. Es wurden künstliche Lösungen entwickelt, die eine Speicherung roter Blutkörperchen für bis zu acht Wochen ermöglichen und SAGMAN nach und nach ersetzen werden.
Im Vollblut sind die roten Blutkörperchen neben anderen Enzymen auch Plasmaproteinen ausgesetzt, die die Zellmembran schädigen können. Die Speicherung der roten Blutkörperchen erfolgt daher in künstlichen Lösungen, die nur geringe Mengen Blutplasma enthalten. Selbst in solchen Lösungen zeigen die roten Blutkörperchen Altersveränderungen. Altersveränderungen können als allmählicher Verlust der elliptischen Form mit Übergang zu einer „Stachelapfel“-Form gesehen werden, bei der die Zacken nach und nach als kleine Partikel freigesetzt werden und die Blutzelle schließlich eine Kugelform annimmt. Quelle: Store norske leksikon (https://sml.snl.no/SAG_-_blodprodukt)
Nach dem 5. postoperativen Tag muss eine postoperative Röntgenaufnahme erfolgen. Dadurch soll verhindert werden, dass der Patient Zugluft und Kälte ausgesetzt wird. Außerdem sollten man eine zu große Bewegung des Körperteils vermeiden, da dies dazu führen kann, dass der PNB seine Position ändert und seine Wirkung verliert (*).
Wärmehut
Das replantierte/rezirkulierte Körperteil muss stets in einen „Hut“ aus Schlauchbandage und Watte gewickelt sein. Dies geschieht, um das Körperteil warm zu halten und Zugluft zu vermeiden. Machen Sie einen neuen Hut, wenn er durch Blut/Wundflüssigkeit verschmutzt/nass ist (12, 13) (*).
Dies wird aktuell, wenn die Durchblutung nicht zufriedenstellend ist (Venenversagen). Die Blutegelbehandlung ist eine ärztliche Anordnung und eine Maßnahme, wenn eine erneute Operation nicht möglich ist. Der Blutegel übernimmt die Venenfunktion im replantierten/rezirkulierten Körperteil und entlastet die Arterie, während sich gleichzeitig das venöse Netzwerk wiederherstellt (3, 6, 14).
Bei der Behandlung von Blutegeln sollte man darauf achten, dass der Blutegel so distal wie möglich auf dem repl./rezirk. Körperteil beißt/sitzt. Wenn der Blutegel nicht beißen/sitzen möchte, können Sie eine grüne Kanüle einstechen, um dem Blutegel zu helfen. Alternativ können Sie auch zwei Blutegel gleichzeitig ausprobieren. Es ist wichtig, einen neuen Blutegel anzulegen, bevor die Blutung vollständig aufhört (*).
Gebrauchte Blutegel werden mit kochendem Wasser abgetötet und in die gelbe Bioabfallbox geworfen.
Bei einem stark blutbefleckten Körperteil kann es sein, dass Farbe und Füllung schwer zu erkennen sind. In diesem Fall können Sie mit einer Kompresse und temperiertem, sterilem Wasser/Leitungswasser (*) waschen.
KEIN NaCl (!), weil dann die Blutegel nicht beißen.
Bei der Fischmaulinzision handelt es sich um einen Einschnitt, den der Arzt in der Pulpa unter dem Nagel macht, nachdem er mit Blutegeln experimentiert hat, die sich nicht am Repl/Resirk-Körperteil festsetzen (15) (*).
Blutegel werden in der Krankenhausapotheke bestellt.
Grundliegende Prinzipien und Verhaltensregeln des Patienten
Duschen und Waschen der Haare nicht vor dem 9. postoperativen Tag (12, 13, 16) (*).
Kein Eis essen und keine Eiswürfel in das Getränk geben (12, 13, 16). Von Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken wie Tee, Softdrinks oder Energydrinks wird während des Aufenthaltes abgeraten (17) (*).
Nicht rauchen/snusen und keine nikotinhaltigen Produkte verwenden (2, 3, 6, 11, 18).
Gute Schmerzbehandlung – bei schlechter oder nicht funktionierender PNB muss ein Arzt/Anästhesist kontaktiert werden. Die PNB wird erst nach Wundwechsel am 9. postoperativen Tag ausgeschlichen (10, 16, 19) (*).
Lagerung des replantierten / rezirkulierten Körperteils
Streben Sie nach einer bequemen Position des Körperteils. Bei replantierter/rezirkulierter Hand/Finger sollte der Ellenbogen einen „offenen Winkel“ haben und der Arm mit Hilfe von Kissen auf Herzhöhe liegen. Das wird durchgeführt, um Schwellungen und Schmerzen vorzubeugen (2, 3, 8).
Mobilisierung
Der Patient ist 5 Tage bettlägerig (3, 5) (*). Danach kann er ruhig und gut gekleidet im Raum sitzen (Achtung: unkomplizierter Verlauf vorausgesetzt), dann schrittweise Mobilisierung nach Vereinbarung (*).
Bei Stuhlgang hat der Patient die Erlaubnis, auf die Toilette zu gehen, falls das erforderlich ist.
Das Wasserlassen erfolgt vorzugsweise auf der Bettpfanne oder mit einer Urinflasche im Bett (*).
Während eines vollständigen Bettwechsels kann der Patient mit Hilfe von 2 Pflegekräften 1–2 Mal pro Tag aufrecht auf der Bettkante sitzen. Dabei hält eine Pflegekraft den operierten Arm (*).
Bei der Mobilisierung ist es wichtig, dass der Patient ein Hemd, einen Morgenmantel und Schuhe/Socken trägt. Die PNB kann zu einer verminderten Muskelkontrolle führen, daher benötigt der Patient Hilfe und Erleichterung, um unkontrollierte Bewegungen des rezirkulierenden Körperteils zu vermeiden. Achten Sie bei der/dem/der repl./rezirk. Hand/Finger darauf, dass der Arm auf Herzhöhe bleibt und nicht herunterhängt (2).
An Kompressionsstrümpfe (11) und Tempur-Matratze (*) denken.
Verbandswechsel
Für einen größtmöglichen Heilungsprozess muss das replantierte Körperteil ruhen. Deshalb wird der Verband kurz vor dem Abreisetag gewechselt (5) (*).
Information
Informieren Sie den Patienten über das „Regime“ (2). Aufgrund des traumatischen Erlebnisses und der lang andauernden Operation müssen die Informationen oft mehrmals mündlich wiederholt und die schriftliche Informationsbroschüre („Til deg som har replantert eller resirkulert hånd eller finger“) übergeben werden.
Anbieten von Diensten eines psychiatrischen Krankenpflegers / Priesters / Sozialarbeiters
Die Verletzung kann als traumatisch empfunden werden und der Patient macht sich möglicherweise Sorgen über die Konsequenzen, die sie für die Lebenssituation haben wird (2). Es kommt häufig zu einer psychischen Reaktion, z.B. Niedergeschlagenheit, Schlafprobleme, Albträume, Konzentrationsschwierigkeiten und Depressionen. Eine Reaktion kann während des Krankenhausaufenthaltes oder nach der Heimkehr des Patienten auftreten (2, 20, 21).
Allen Patienten muss eine Konsultation mit einer psychiatrischen Krankenschwester und möglicherweise einem Priester (*) angeboten werden.
Ein Sozialarbeiter kann kontaktiert werden, wenn der Patient Fragen zu Finanzen, Versicherungen, Rechten, Arbeitssituation usw. hat (21) (*).
Allgemeine postoperative Pflege
Beobachtungen, klinische Beurteilungen und Betreuung der Grundbedürfnisse des Patienten (2, 22, 23).
Das ist eine recht detaillerte Auflistung von den grundsätzlichen Dingen, auf die das Pflegepersonal zu achten hat. So viel zur Theorie. In der Praxis bedeutet das sehr viel Einsatz und Verantwortung für das Personal.
An dieser Stelle muss ich auch wirklich ein dickes Lob aussprechen, das Team der orthopädischen Bettenstation hat diese Dienstanweisungen wirklich vorbildlich umgesetzt – und noch einen draufgesetzt. Ich glaube, in einem 5-Sterne-Hotel wird man bestimmt nicht so gut versorgt.