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Das Replantationsregime Teil I Krankenhausroutinen Vierter Eintrag

Das Replantationsregime ist eine etwas andere Art des Krankenhausaufenthaltes. Gut, mir fehlt da vielleicht auch ein bisschen der Vergleich, ich war nur einmal in meiner Kindheit zu einer Operation im Krankenhaus. Aber in einer erhaltenen Broschüre und durch das Personal wurde ich dann recht zügig und ausgiebig darüber informiert, was dieses Regime bedeutet.
Es ist, um es kurz und mit einem Wort treffend zu beschreiben: ANSTRENGEND!
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem man von „Gewöhnung“ sprechen kann.

Dieses Thema Replantationsregime halte ich für besonders der Aufmerksamkeit würdig, da es dabei um sehr wichtige Dinge geht, unter anderem auch, wie schnell da etwas nicht so laufen kann, wie man sich das als Patient wünscht.
Im Teil I erkläre ich das Thema aus der Sicht des Krankenhauses, was hinter den Kulissen passiert, worauf geachtet wird und wie bei bestimmten Dingen (sofort) reagiert werden muss. Im Teil II beschreibe ich, was das Replantationsregime für mich als Patienten bedeutet.

 Deckblatt der Informationsbroschüre (auf norwegisch)
 Ortopedisk sengepost, Rikshospitalet, Oslo

Diese Broschüre wird dem Patienten ausgehändigt, mit der Bitte, diese sorgfältig zu lesen und sollte etwas unklar sein, so darf man sehr gerne fragen.
Ich erlebte es im Rikshospital so, dass man sich auch gerne Zeit für den Patienten nimmt – und man wird ernstgenommen!
Jede noch so kleine Bekümmerung wird als wichtig empfunden und es werden befriedigende Antworten gegeben.

Was in der Broschüre steht, kannst du lesen, wenn du auf folgenden Button klickst:


Teil I – Replantationsregime aus der Sicht des Krankenhauses

Nun, was macht das Krankenhaus, die orthopädische Bettenstation, mit einem Patienten, frisch operiert und gerade auf der Station angekommen?

Ich entnehme die folgenden Informationen aus den Handbüchern des Rikshospitales, damit ich auf der sicheren Seite bin und nichts falsches berichte.

Als erstes wird der Patient natürlich ausführlich darüber informiert, was das Replantationsregime beinhaltet. Offene Kommunikation und Information ist sehr wichtig für die Behandlung des Patienten.

1) Hinsicht und Umfang

Der Zweck besteht darin, die bestmöglichen Bedingungen für die Aufrechterhaltung der Blutzirkulation im replantierten/rezirkulierten Körperteil zu schaffen. Stellen Sie sicher, dass der Patient am Krankenbett eine qualitativ hochwertige, auf seine Bedürfnisse abgestimmte Pflege und medizinische Behandlung erhält.

2) Verantwortung

Der Sektionsleiter ist dafür verantwortlich, das Verfahren der Personalgruppe bekannt zu machen. Jeder Mitarbeiter des Gesundheitspersonals trägt die eigenständige Verantwortung für die Aneignung der notwendigen Kenntnisse und die Befolgung des Verfahrens. Für die Nachbereitung und Überarbeitung des Eingriffs ist der/die Fachkrankenpfleger/in zuständig.

3) Vorgangsart

Postoperativ beginnt für diese Patientengruppe eine 10-tägige Überwachung rund um die Uhr, die wir als „Replantationsregime“ bezeichnen.

Dies impliziert:

 Beobachtung von Farbe, Fülle, Kapillarfüllung und Messung der Hauttemperatur – Beobachtungen erfolgen stündlich rund um die Uhr.

 Farbe: Schauen Sie sich die Farbe des replantierten/rezirkulierten Körperteils an und bewerten Sie sie, vergleichen Sie sie mit der gesunden (1-8). Ist es normal rosa, blass, bläulich, lila? Seien Sie sich der Veränderung bewusst.

 Füllung: Bewerten Sie die Füllung/Oberfläche des replantierten/rezirkulierten Körperteils (1-8). Ist es normal, schlampig oder schwammig?

 Kapillarfüllung: Prüfen Sie, ob die Füllung am reproduzierten/rezirkulierten Körperteil normal, schnell oder langsam erfolgt, und vergleichen Sie sie mit gesund. Verwenden Sie Objektträger (1-8).

 Hauttemperatur: Die Temperatur wird am replantierten/rezirkulierten Körperteil und am Kontrollpunkt (1-8) gemessen. Nach der Operation markiert der Operateur mit einem Kreuz das repl./rezirk. Körperteil und die Stelle, an der Kontrollmessungen durchgeführt werden sollen. Die Messungen erfolgen mit einem separaten Messgerät. Optimalerweise sollte die Temperatur über 30 Grad liegen. Sinkt die Temperatur um mehr als 1 Grad, müssen Maßnahmen ergriffen werden (*).

Wenn Sie während einer Messung eine Veränderung/einen Fehler feststellen, holen Sie sich einen anderen Kollegen und machen Sie gemeinsam eine neue Beobachtung. Nach 10–15 Minuten noch einmal überprüfen. Wenn immer noch eine Veränderung oder Anzeichen eines Versagens vorliegen, wenden Sie sich an einen Arzt (*).
Es ist wichtig, den Arzt rechtzeitig über Änderungen zu informieren!
Dokumentieren Sie die Beobachtungen auf dem Replantationsformular F.1.5

Venöses Versagen: Schnelle Füllung (<1 Sek.), aufgebläht, geschwollen, blau, Blasenbildung. Tritt allmählich auf. Maßnahmen bei dieser Art von Versagen sind eine mögliche erneute Operation, eine Blutegelbehandlung (1, 2, 5, 7, 8) oder ein Fischmaulschnitt (vom Arzt vorgenommener Schnitt unter dem Nagel). Eine Veneninsuffizienz ist schwer zu diagnostizieren und zu behandeln.
Die Behandlung ist sehr dringend.

Arterienversagen: Langsame Füllung (>2–3 Sek.), Blässe und Temperaturabfall (5). Tritt häufig früh im Verlauf auf und verläuft oft schnell. Maßnahmen bei diesem Versagenstyp sind ggf. eine Reoperation (1, 7, 8). Gefäßkrämpfe können auftreten und die gleichen Symptome hervorrufen wie eine Arterieninsuffizienz (2) (*).

 Medikamente während der Aufnahme

  • Acetylsalicylsäure (Albyl-E) per os x1/Tag, die erste Dosis wird in der Notaufnahme verabreicht (9) (*).
  • Dalteparin (Fragmin) sc x1/Tag, die erste Dosis wird in der Notaufnahme verabreicht (9) (*).
  • Antibiotika intravenös für 1 Tag (4 Dosen), dann auf oral umgestellt. Der Einsatz von Antibiotika muss am 3. postoperativen Tag (*) überprüft werden.
  • Periphere Nervenblockade (PNB). Jeder sollte über eine gut funktionierende PNB verfügen, bei der Ropivacain 2 mg/ml kontinuierlich oder als Bolus verabreicht wird (5, 6, 10, 11)(*).
  • Paracetamol oder Oxycodon (*).
  • Natriumpicosulfat 10 Tropfen x1-2/Tag bei Bedarf (*).
  •  Blutproben / Röntgen

  • Hb, EVF, Blutplättchen, Leukozyten, Na, K, AST, ALT, LD, ALP, GT, Amylase, CK, Bilirubin, Carbamid, Kreatinin, CRP, Albumin, Gesamtprotein (ORT3) + INR, APTT, Fibrinogen und Prä-Transfusionstests werden bei der Ankunft in der Notaufnahme durchgeführt.
  • ORT3 wird am 1. postoperativen Tag und dann alle 2 Tage (*) durchgeführt.
  • Bei einer Blutegelbehandlung oder Blutungen aus dem Operationsgebiet wird der Hb-Grenzwert auf über 9 festgelegt. Bei Unterschreitung sollte ein Arzt kontaktiert und ggf. ein SAG verordnet werden. Denken Sie an einen gültigen Test vor der Transfusion. Es ist wichtig, den Hb-Wert täglich und ggf. häufiger mit starken Blutungen (11) (*) zu überwachen.

    Kurze Erläuterung, was „SAG“ ist: SAG ist eine Kurzform von „SAGMAN-Blut“, einer häufig verwendeten Abkürzung für ein Konzentrat roter Blutkörperchen. Der Begriff basiert auf dem Namen der künstlichen Lösung (SAGMAN), die zur Lagerung roter Blutkörperchen in Blutbanken verwendet wird. SAGMAN ist eine Abkürzung für Saline-Adenine-Glucose-Mannitol. Die Bestellung von zwei SAG bedeutet, dass der Patient über ein Konzentrat roter Blutkörperchen von zwei Blutspendern verfügen muss. SAGMAN erlaubt eine Lagerung für 35 Tage und ergibt dann eine Überlebensrate der roten Blutkörperchen von über 75 Prozent. Es wurden künstliche Lösungen entwickelt, die eine Speicherung roter Blutkörperchen für bis zu acht Wochen ermöglichen und SAGMAN nach und nach ersetzen werden.
    Im Vollblut sind die roten Blutkörperchen neben anderen Enzymen auch Plasmaproteinen ausgesetzt, die die Zellmembran schädigen können. Die Speicherung der roten Blutkörperchen erfolgt daher in künstlichen Lösungen, die nur geringe Mengen Blutplasma enthalten. Selbst in solchen Lösungen zeigen die roten Blutkörperchen Altersveränderungen. Altersveränderungen können als allmählicher Verlust der elliptischen Form mit Übergang zu einer „Stachelapfel“-Form gesehen werden, bei der die Zacken nach und nach als kleine Partikel freigesetzt werden und die Blutzelle schließlich eine Kugelform annimmt. Quelle: Store norske leksikon (https://sml.snl.no/SAG_-_blodprodukt)

    Nach dem 5. postoperativen Tag muss eine postoperative Röntgenaufnahme erfolgen. Dadurch soll verhindert werden, dass der Patient Zugluft und Kälte ausgesetzt wird. Außerdem sollten man eine zu große Bewegung des Körperteils vermeiden, da dies dazu führen kann, dass der PNB seine Position ändert und seine Wirkung verliert (*).

     Wärmehut

    Das replantierte/rezirkulierte Körperteil muss stets in einen „Hut“ aus Schlauchbandage und Watte gewickelt sein. Dies geschieht, um das Körperteil warm zu halten und Zugluft zu vermeiden. Machen Sie einen neuen Hut, wenn er durch Blut/Wundflüssigkeit verschmutzt/nass ist (12, 13) (*).

    Blutegelbehandlung / Fischmaulschnitt

    Dies wird aktuell, wenn die Durchblutung nicht zufriedenstellend ist (Venenversagen). Die Blutegelbehandlung ist eine ärztliche Anordnung und eine Maßnahme, wenn eine erneute Operation nicht möglich ist. Der Blutegel übernimmt die Venenfunktion im replantierten/rezirkulierten Körperteil und entlastet die Arterie, während sich gleichzeitig das venöse Netzwerk wiederherstellt (3, 6, 14).
    Bei der Behandlung von Blutegeln sollte man darauf achten, dass der Blutegel so distal wie möglich auf dem repl./rezirk. Körperteil beißt/sitzt. Wenn der Blutegel nicht beißen/sitzen möchte, können Sie eine grüne Kanüle einstechen, um dem Blutegel zu helfen. Alternativ können Sie auch zwei Blutegel gleichzeitig ausprobieren. Es ist wichtig, einen neuen Blutegel anzulegen, bevor die Blutung vollständig aufhört (*).

    Gebrauchte Blutegel werden mit kochendem Wasser abgetötet und in die gelbe Bioabfallbox geworfen.

    Bei einem stark blutbefleckten Körperteil kann es sein, dass Farbe und Füllung schwer zu erkennen sind. In diesem Fall können Sie mit einer Kompresse und temperiertem, sterilem Wasser/Leitungswasser (*) waschen.

    KEIN NaCl (!), weil dann die Blutegel nicht beißen.

    Bei der Fischmaulinzision handelt es sich um einen Einschnitt, den der Arzt in der Pulpa unter dem Nagel macht, nachdem er mit Blutegeln experimentiert hat, die sich nicht am Repl/Resirk-Körperteil festsetzen (15) (*).

    Blutegel werden in der Krankenhausapotheke bestellt.

    Grundliegende Prinzipien und Verhaltensregeln des Patienten

    Vasokonstriktion vorbeugen
    Kälte und Zugluft vermeiden – Der Patient muss warm bleiben (7). Schlafen bei geöffnetem Fenster ist nicht erlaubt. Der Raum muss eine warme Temperatur haben (5, 8). Der Patient muss eine Decke/Bettdecke über das betroffene/gefährdete Körperteil legen. Da diese Patienten häufig stark schwitzen, sind häufige Bettwechsel wichtig, um eine Auskühlung zu vermeiden (12, 13, 16)(*).

     Duschen und Waschen der Haare nicht vor dem 9. postoperativen Tag (12, 13, 16) (*).

     Kein Eis essen und keine Eiswürfel in das Getränk geben (12, 13, 16). Von Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Getränken wie Tee, Softdrinks oder Energydrinks wird während des Aufenthaltes abgeraten (17) (*).

     Nicht rauchen/snusen und keine nikotinhaltigen Produkte verwenden (2, 3, 6, 11, 18).

     Gute Schmerzbehandlung – bei schlechter oder nicht funktionierender PNB muss ein Arzt/Anästhesist kontaktiert werden. Die PNB wird erst nach Wundwechsel am 9. postoperativen Tag ausgeschlichen (10, 16, 19) (*).

    Lagerung des replantierten / rezirkulierten Körperteils

     Streben Sie nach einer bequemen Position des Körperteils. Bei replantierter/rezirkulierter Hand/Finger sollte der Ellenbogen einen „offenen Winkel“ haben und der Arm mit Hilfe von Kissen auf Herzhöhe liegen. Das wird durchgeführt, um Schwellungen und Schmerzen vorzubeugen (2, 3, 8).

    Mobilisierung

    Der Patient ist 5 Tage bettlägerig (3, 5) (*). Danach kann er ruhig und gut gekleidet im Raum sitzen (Achtung: unkomplizierter Verlauf vorausgesetzt), dann schrittweise Mobilisierung nach Vereinbarung (*).

     Bei Stuhlgang hat der Patient die Erlaubnis, auf die Toilette zu gehen, falls das erforderlich ist.

    Das Wasserlassen erfolgt vorzugsweise auf der Bettpfanne oder mit einer Urinflasche im Bett (*).

    Während eines vollständigen Bettwechsels kann der Patient mit Hilfe von 2 Pflegekräften 1–2 Mal pro Tag aufrecht auf der Bettkante sitzen. Dabei hält eine Pflegekraft den operierten Arm (*).

    Bei der Mobilisierung ist es wichtig, dass der Patient ein Hemd, einen Morgenmantel und Schuhe/Socken trägt. Die PNB kann zu einer verminderten Muskelkontrolle führen, daher benötigt der Patient Hilfe und Erleichterung, um unkontrollierte Bewegungen des rezirkulierenden Körperteils zu vermeiden. Achten Sie bei der/dem/der repl./rezirk. Hand/Finger darauf, dass der Arm auf Herzhöhe bleibt und nicht herunterhängt (2).
    An Kompressionsstrümpfe (11) und Tempur-Matratze (*) denken.

    Verbandswechsel

    Für einen größtmöglichen Heilungsprozess muss das replantierte Körperteil ruhen. Deshalb wird der Verband kurz vor dem Abreisetag gewechselt (5) (*).

     Information

    Informieren Sie den Patienten über das „Regime“ (2). Aufgrund des traumatischen Erlebnisses und der lang andauernden Operation müssen die Informationen oft mehrmals mündlich wiederholt und die schriftliche Informationsbroschüre („Til deg som har replantert eller resirkulert hånd eller finger“) übergeben werden.

     Anbieten von Diensten eines psychiatrischen Krankenpflegers / Priesters / Sozialarbeiters

    Die Verletzung kann als traumatisch empfunden werden und der Patient macht sich möglicherweise Sorgen über die Konsequenzen, die sie für die Lebenssituation haben wird (2). Es kommt häufig zu einer psychischen Reaktion, z.B. Niedergeschlagenheit, Schlafprobleme, Albträume, Konzentrationsschwierigkeiten und Depressionen. Eine Reaktion kann während des Krankenhausaufenthaltes oder nach der Heimkehr des Patienten auftreten (2, 20, 21).

    Allen Patienten muss eine Konsultation mit einer psychiatrischen Krankenschwester und möglicherweise einem Priester (*) angeboten werden.

    Ein Sozialarbeiter kann kontaktiert werden, wenn der Patient Fragen zu Finanzen, Versicherungen, Rechten, Arbeitssituation usw. hat (21) (*).

    Allgemeine postoperative Pflege

     Beobachtungen, klinische Beurteilungen und Betreuung der Grundbedürfnisse des Patienten (2, 22, 23).

    Das ist eine recht detaillerte Auflistung von den grundsätzlichen Dingen, auf die das Pflegepersonal zu achten hat. So viel zur Theorie. In der Praxis bedeutet das sehr viel Einsatz und Verantwortung für das Personal.
    An dieser Stelle muss ich auch wirklich ein dickes Lob aussprechen, das Team der orthopädischen Bettenstation hat diese Dienstanweisungen wirklich vorbildlich umgesetzt – und noch einen draufgesetzt. Ich glaube, in einem 5-Sterne-Hotel wird man bestimmt nicht so gut versorgt.

    Das Replantationsregime

    Inhalt der Broschüre, übersetzt aus dem Norwegischen.

    Replantierte(r)/rezirkulierte(r) Hand oder Finger

    Das erste abgetrennte Körperteil wurde 1962 in den USA angenäht.
    Am Institut der Kronprinzessin Märtha in Oslo waren Astor Reigstad und Karl. R. Hetland die Pioniere der mikrovaskulären Chirurgie und die erste erfolgreiche Replantation in Norwegen wurde 1983 durchgeführt.
    Das Unterfangen wurde nun zum orthopädischen Bettenstation im Rikshospitalet hinzugefügt und diese Abteilung hat eine landesweite Funktion auf diesem Gebiet.

    Unter Replantation versteht man das Wiederansetzen eines vollständig vom Körper abgetrennten Körperteils.

    Unter Rezirkulation versteht man die Wiederherstellung der Blutzirkulation in einem Körperteil, der zuvor nicht durchblutet, aber nicht vollständig vom Körper abgetrennt wurde.

    Du bist jetzt operiert worden. Was wird als nächstes in der Abteilung passieren?

    Dies ist der Beginn einer Überwachung rund um die Uhr, die wir als Replantationsregime bezeichnen. Ziel ist es, bestmögliche Bedingungen für die Aufrechterhaltung der Durchblutung der verletzten Hand oder des verletzten Fingers zu schaffen.
    Darüber hinaus sind wir bestrebt, etwaige Durchblutungsstörungen frühzeitig zu erkennen, damit eine erneute Operation oder eine andere Behandlung eingeleitet werden kann. Das Regime erstreckt sich über etwa 10 Tage. Es kann sich manchmal ermüdend und anstrengend anfühlen und der Nachtschlaf kann gestört sein.

    Das Replantationsregime umfasst

    die Untersuchung der Farbe und der Blutfüllung, sowie die Messung der Hauttemperatur werden durchgeführt, um die Durchblutung und den Zustand der verletzten Hand oder des verletzten Fingers zu überwachen. Diese Beobachtungen werden bis auf Weiteres stündlich rund um die Uhr von einer Krankenschwester oder einer Hilfsschwester durchgeführt.

    Blutverdünnende Arzneimittel – verabreicht in Tablettenform, Spritzen und/oder intravenös, um die Durchblutung zu verbessern und die Bildung von Blutgerinnseln in den kleinen, vernähten Blutgefäßen zu verhindern.

    Antibiotika – als Tabletten oder intravenös verabreicht, um Infektionen vorzubeugen.

    Schmerzlinderung – als kontinuierliche örtliche Betäubung des Arms verabreicht. Die Anästhesie kann zu einer verminderten Kraft und Empfindung in der Hand führen. Wenn die örtliche Betäubung nachlässt, kehren die Kraft und das Gefühl zurück. Zusätzlich erhalst du schmerzlindernde Tabletten und ggf. Injektionen. Es ist wichtig, Schmerzen vorzubeugen, da sie Reflexe auslösen können, die die Durchblutung der operierten Hand oder des operierten Fingers verringern.

    Blutproben – werden während deines Aufenthalts mehrmals entnommen. Unter anderem, um etwaige Infektionen zu erkennen und den Blutanteil zu überwachen.

    Röntgenbilder – werden am 5. Tag nach der Operation angefertigt.

    Wärmehut – eine weiche „Mütze“ aus Watte wird über die Hand gelegt, um Zugluft und Kälte zu vermeiden. Kälte kann dazu führen, dass sich die Blutgefäße verengen und die Blutzirkulation beeinträchtigt wird.

    Blutegelbehandlung – kann relevant sein, wenn die Durchblutung eines verletzten Fingers nicht zufriedenstellend ist. Wenn der Blutrückfluss von einem verletzten Finger zu schlecht wird, können die Blutegel verbrauchtes Blut absaugen, sodass neues Blut eindringen kann. Nachdem der Blutegel fertig ist, kann der Finger mehrere Stunden lang bluten. So kann der Finger überleben, bis sich nach fünf bis sieben Tagen neue Blutgefäße gebildet haben.

    Als Patient musst du bestimmte Verhaltensregeln befolgen

    Vermeide Kälte und Zugluft – halte dich warm! Kälte und Zugluft können dazu führen, dass sich die Blutgefäße in einer operierten Hand oder einem operierten Finger verengen und die Durchblutung beeinträchtigt wird. Die Blutgefäße können großen Belastungen nicht standhalten. Schlafe daher nicht bei geöffnetem Fenster. Es kommt häufig vor, dass man viel schwitzt und wenn die Bettwäsche feucht wird, muss das Personal das Bett wechseln.

    Mobilisierung – Du bist die meiste Zeit der Aufnahme bis zum 5. Tag nach der Operation bettlägrig. Danach kannst du ruhig und gut gekleidet im Raum sitzen (Achtung: unkomplizierter Ablauf vorausgesetzt). Dann schrittweise Mobilisierung nach Absprache mit dem Arzt. Beim Stuhlgang kannst du die Toilette benutzen, das Urinieren erfolgt vorzugsweise auf einer Bettpfanne oder mit einer Flasche im Bett. Beim Bettwechsel kann es dir gestattet sein, für einen kurzen Moment auf die Bettkante zu sitzen, wobei eine Pflegekraft den operierten Arm festhält.
    Während der Mobilisierung ist es wichtig, dass du ein Hemd, einen Morgenmantel und Schuhe/Socken trägst. Das Lokalanästhetikum im Arm kann zu einer verminderten Muskelkontrolle führen. Daher benötigst du Hilfe und Zurechtlegung, um unkontrollierte Bewegungen und Überdehnungen der Muskeln und Sehnen des replantierten/rezirkulierten Körperteils zu vermeiden. Versuche den Arm mit dem/der replantierten/rezirkulierten Hand/dem Finger auf Herzhöhe zu halten und nicht herunterzuhängen zu lassen.

    Nicht duschen – der Körper kühlt nach dem Duschen aus. Die Blutgefäße können sich verengen und die Durchblutung wird beeinträchtigt. Am Tag deiner Heimreise darfst du duschen.

    Kein Eis essen und nimm keine Eiswürfel in dein Getränk – wenn dir kalt wird, verengen sich die Blutgefäße und die Durchblutung wird beeinträchtigt.

    Nicht rauchen, kein Snus, nicht Tabak kauen und verwende keine Nikotinpflaster – Nikotin verengt die Blutgefäße stark und die Durchblutung wird beeinträchtigt.

    Begrenzter Verzehr koffeinhaltiger Getränke wie Kaffee, Tee, Softdrinks, Energydrinks und Schokolade. Dies kann auch die Durchblutung beeinträchtigen.

    Halte den Arm hoch – über Herzhöhe, auch wenn du aufstehst und gehst. Dadurch sollen Schwellungen und Schmerzen in der Hand und den Fingern gelindert werden. Eine verringerte Schwellung führt zu einem verringerten Druck auf die operierten Blutgefäße.

    Verbandswechsel

    Für einen bestmöglichen Heilungsverlauf muss die angenähte Hand bzw. der angenähte Finger ruhen. Daher wartet man mit dem Verbandswechsel so lange wie möglich. Oft kann es durch altes Blut unangenehm aussehen und übel riechen. Der Verbandwechsel erfolgt in der Regel kurz vor der Heimreise, gelegentlich erfolgt der Wundwechsel jedoch auch schon vorher.

    Psychische Reaktionen

    Der Schaden kann als dramatisch empfunden werden und man kann sich Sorgen über die Folgen machen, die er für die Lebenssituation haben wird. Es kommt häufig zu psychischen Reaktionen, zum Beispiel schlechter Stimmung, Schlafstörungen, Albträumen, Konzentrationsschwierigkeiten und möglicherweise Depressionen. Eine mögliche Reaktion kann während des Krankenhausaufenthalts oder nach der Rückkehr nach Hause auftreten.
    Die Abteilung vermittelt dir gerne den Kontakt zu einer psychiatrischen Pflegekraft oder einem Priester, wenn du mehr Unterstützung benötigst, als wir dir in der Abteilung bieten können.

    Physiotherapie / Ergotherapie / Soziologie

    Es ist wichtig, möglichst viel Funktion in der angenähten Hand bzw. dem angenähten Finger zu erhalten. Daher erhalst du nahezu täglich Informationen und Schulungen bei einem Physiotherapeuten. Der Physiotherapeut hilft dir auch dabei, eine gute Ruheposition zu finden, um unnötige Schwellungen und Schmerzen zu vermeiden. Du erfährst, wie du die Beweglichkeit und Funktion unbeschädigter Gelenke am besten aufrechterhälst.
    Wenn du dir Sorgen darüber machst, wie du die praktischen Aufgaben zu Hause bewältigen wirst, kannst du um die Kontaktaufnahme mit einem Ergotherapeuten bitten. Wenn du Fragen zu Finanzen, Versicherungen, Rechten, Arbeitssituation und mehr hast, helfen wir dir bei der Kontaktaufnahme mit einem Sozialarbeiter.

    Entlassung

    Am Tag der Entlassung führen wir eine abschließende Kontrolle des Verbandes durch. Es werden ein Rezept und ggf. eine Krankschreibung ausgestellt sowie eine Vereinbarung über die weitere Behandlung getroffen.
    Über weitere ambulante Untersuchungen und Tagesaufenthalte zum Training bei einem Physio- und Ergotherapeuten wird eine Vereinbarung getroffen. Auch Neuaufnahmen für Klein- und Korrekturoperationen können relevant sein.

    Weitere Behandlungen

    Du wirst von einem Arzt und einer Krankenpflegekraft in der orthopädischen Poliklinik zur Wundversorgung, zum Entfernen von Nähten oder zur Röntgenkontrolle weiter behandelt. Wenn die Heilung zufriedenstellend ist, wirst du in der Regel zur Schulung an einen Physio- und Ergotherapeuten überwiesen.

    Vier bis fünf Wochen nach dem Verletzungszeitpunkt sind die Sehnen in der Regel so gut verheilt, dass du damit beginnen kannst, die operierte Hand oder den operierten Finger aktiv zu bewegen.

    Beschädigte Fingerknochen werden häufig mit dünnen Stahlstiften zusammengefügt. Diese müssen sechs bis zwölf Wochen nach der Verletzung ruhen, bevor der Bruch verheilt ist.

    Vernähte Nerven wachsen etwa einen Millimeter pro Tag von der Verletzungsstelle aus nach. Es wird daher lange dauern, bis das Gefühl wieder in der Hand oder im Finger ankommt, und es ist immer ungewiss, wie gut das Gefühl sein wird.
    Tatsächlich kann man bis zu zwei bis drei Jahre nach der Verletzung eine Verbesserung der Funktion der Hand oder des Fingers feststellen.

    Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung der bestmöglichen Funktion der Hand und des Fingers.
    Wenn du ins Krankenhaus zurückkehrst, wirst du von den Physio- und Ergotherapeuten angeleitet.
    Es ist wichtig zu betonen, dass deine eigenen Anstrengungen für das Erreichen deines Ziels von entscheidender Bedeutung sind.

    Wenn du nach Hause kommst

    Es kommt häufig vor, dass die operierte Hand bzw. der operierte Arm leichter kalt wird, weil Nerven durchtrennt wurden. Zugluft ist nicht mehr gefährlich für den Kreislauf und du musst den Wattehut drinnen nicht mehr tragen. Wenn du dich jedoch im Freien aufhälst, empfiehlt es sich, einen Wärmeschutz an der Hand zu tragen.

    Sei dir der Infektionsgefahr bewusst. Anzeichen einer Infektion können ein schlechter Geruch vom Verband, Fieber, verstärkte Schmerzen oder eine Rötung und Schwellung der Haut sein. Wende dich in diesem Fall an einen Arzt oder ans Krankenhaus! Halte den Verband trocken.

    Bei einigen Patienten mit schweren Verletzungen wurde über vorübergehende Gelbsucht berichtet, oft nachdem sie nach Hause zurückgekehrt waren. Anzeichen hierfür können eine Gelbfärbung des Weißen der Netzhaut und der Haut, juckende Haut, dunkler Urin und heller Stuhl, sein. Wende dich in diesem Fall an einen Arzt.

    Du wirst feststellen, dass es mühsam sein kann, alltägliche praktische Tätigkeiten mit nur einer Hand auszuführen, aber bereits nach vier bis fünf Wochen kannst du die verletzte Hand wieder einigermaßen gebrauchen. Scheue dich nicht, um Hilfe zu bitten!

    Die Verarbeitung etwaiger psychischer Reaktionen wird auch nach deiner Rückkehr nach Hause fortgesetzt. Es kann hilfreich sein, mit Familie und Freunden zu sprechen. Wenn du mit Nachreaktionen zu kämpfen hast, ist es wichtig, dass du uns darüber informierst, damit wir dies bei deiner weiteren Behandlung berücksichtigen können.

    Die Dauer des Krankenstands variiert je nach Art der Verletzung und der Art Ihrer Tätigkeit. Während dieser Zeit ist es wichtig, dass du die nötige Pflege für deine Hand oder Ihren Finger durchführst und dir die Zeit zum Training nimmst. Wichtig ist auch, dass du versuchst, so normal wie möglich zu leben und den Kontakt zu Familie, Freunden und am Arbeitsplatz aufrechtzuerhalten.

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    SAG, was war das noch gleich?

    SAG ist eine Kurzform von „SAGMAN-Blut“, einer häufig verwendeten Abkürzung für ein Konzentrat roter Blutkörperchen. Der Begriff basiert auf dem Namen der künstlichen Lösung (SAGMAN), die zur Lagerung roter Blutkörperchen in Blutbanken verwendet wird. SAGMAN ist eine Abkürzung für Saline-Adenine-Glucose-Mannitol. Die Bestellung von zwei SAG bedeutet, dass der Patient über ein Konzentrat roter Blutkörperchen von zwei Blutspendern verfügen muss. SAGMAN erlaubt eine Lagerung für 35 Tage und ergibt dann eine Überlebensrate der roten Blutkörperchen von über 75 Prozent. Es wurden künstliche Lösungen entwickelt, die eine Speicherung roter Blutkörperchen für bis zu acht Wochen ermöglichen und SAGMAN nach und nach ersetzen werden.
    Im Vollblut sind die roten Blutkörperchen neben anderen Enzymen auch Plasmaproteinen ausgesetzt, die die Zellmembran schädigen können. Die Speicherung der roten Blutkörperchen erfolgt daher in künstlichen Lösungen, die nur geringe Mengen Blutplasma enthalten. Selbst in solchen Lösungen zeigen die roten Blutkörperchen Altersveränderungen. Altersveränderungen können als allmählicher Verlust der elliptischen Form mit Übergang zu einer „Stachelapfel“-Form gesehen werden, bei der die Zacken nach und nach als kleine Partikel freigesetzt werden und die Blutzelle schließlich eine Kugelform annimmt.

    Quelle: Store norske leksikon (https://sml.snl.no/SAG_-_blodprodukt)

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    Informationen zum Forschungsprojekt

    Nachfolgend sind auszugsweise Informationen zum Forschungsprojekt, zu dessen Teilnahme ich mich bereiterklärt habe.
    Übersetzt aus dem Norwegischen.

    Wir wollen untersuchen, ob es mit Hilfe eines pCO2-Sensors (IscAlertTM) möglich ist, eine Minderdurchblutung der wieder angenähten Extremität zu erkennen, wie es bei 20-40% der Fälle sein kann. Es ist wichtig, dies früh genug zu erkennen, damit mit der richtigen Behandlung die Durchblutung wiederhergestellt, also erneut operiert, und so die replantierte Extremität gerettet werden kann.

    Der IscAlertTM-Sensor wird unter Narkose an der Spitze der genähten Extremität angebracht und misst kontinuierlich CO2 und Temperatur im Gewebe. Der Sensor verbleibt bis zu 10 Tage nach der Operation, um die Blutzirkulation zu überwachen. Gleichzeitig werden wir auch einen Sensor in eine gesunde und unbeschädigte Extremität einführen, der als Kontrollsensor dient. Einem Teilnehmer werden somit 2 bis maximal 5 Sensoren implantiert. Sollte es jedoch zu einer erneuten Operation kommen, werden im Zusammenhang mit dieser Operation alle Sensoren entfernt und durch neue ersetzt. Dies kann erneut auftreten, wenn weitere Nachoperationen erforderlich sind. Kein Sensor sollte länger als bis zu 10 Tage im Gewebe verbleiben.
    Aufgrund der Nadelstiche besteht ein minimales Blutungsrisiko. In seltenen Fällen besteht die Gefahr einer Infektion an der Einstichstelle.

    Das Forschungsprojekt ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Biosensor Research Group, der Abteilung für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Oslo (OUS) und der Orthopädischen Abteilung am Universitätsklinikum Oslo (OUS). Wir wollen untersuchen, ob ein pCO2-Sensor (IscAlertTM) verwendet werden kann, um eine verminderte Blutversorgung der replantierten Extremität zu erkennen. Steigt der CO2-Gehalt über einen bestimmten Grenzwert, deutet dies auf eine Minderdurchblutung hin und die richtige Behandlung kann schnell eingeleitet werden. […] schneller als mit den heute verfügbaren Untersuchungsmethoden. Dies kann den Vorteil haben, dass die Blutzirkulation früher wiederhergestellt werden kann, als es heute üblich ist, was wiederum zu einer größeren Überlebenswahrscheinlichkeit der retransplantierten Extremität beitragen kann. Die Studie gilt jedoch als experimentell und Sie haben keinen garantierten Nutzen aus der Teilnahme an der Studie.

    Die mit dem Forschungsprojekt verbundene Zusatzbehandlung bedeutet, dass Sie in Narkose versetzt werden und am Ende der Operation oder direkt postoperativ Folgendes durchführen lassen:

     Ein kleiner pCO2-Sensor (IscAlertTM) (<1 mm Durchmesser) wird in die Spitze eingeführt und vom Operationsbereich der replantierten Extremität entfernt entfernt und mit Nähten, Klebeband oder Gewebekleber befestigt.

     Der pCO2-Sensor wird über ein Kabel mit einer kleinen Elektronikeinheit an einen für den klinischen Einsatz zugelassenen PC angeschlossen.

     pCO2 und Temperatur werden somit automatisch und kontinuierlich gemessen, solange das Experiment läuft (bis zu 10 Tage pro Sensor), spätestens jedoch beim Verlassen des Krankenhauses entfernt.

    Operationsbericht

    Die folgende Beschreibung der Operation ist aus dem Norwegischen übersetzt und ich habe gleichzeitig versucht, es auch für Medizin-Laien verständlich zu machen.
    Die Namen der Ärzte sind unkenntlich gemacht.

    08.03.23 Operationsbeschreibung

    Orthopädische Abteilung, Rikshospitalet, orthopädischer Bettposten, OUS
    von Oberärztin XXXXXXXXXX 

    Aktuelle Beschreibung:

    Der Patient verletzte sich heute bei der Arbeit an einer Tischkreissäge mit relativ grobem Sägeblatt. Er arbeitet in der Herstellung von Dachstühlen. Er passte Balken entsprechend an. Die Verletzung ereignete sich kurz vor 12 Uhr und er kommt wegen seiner Verletzung an der linken Hand kurz vor 14 Uhr zu uns. Der Patient war bisher gesund. Nimmt keine regelmäßigen Medikamente ein. Er raucht etwa 20 Zigaretten am Tag. Keine Arzneimittelallergien.

    Bei der Ankunftsuntersuchung wurde folgendes festgestellt:

     1. Finger: Wundschaden am Tastballen, in der Vorwölbung auf der handinnenzugewandten Seite des Fingerendglieds.

     2. Finger: Ungefähr in der Mitte des mittleren Fingerknochens amputiert, weist er eine aktive Beugung im Mittelgelenk auf. Das Amputat wurde mitgebracht, es sieht aber so aus, als ob es zu einem Substanzverlust kommt.

     3. Finger: Schädigung vom Mittelgelenk und weiter vom Körper entfernend (distal). Fast kreisförmige Hautschädigung. Distal davon gibt es keine durchblutete Haut. Es sieht nach einem großen Substanzverlust am mittleren Fingerknochens aus. Es gibt keine aktive Bewegung in diesem Finger oder Sensibilität.

     4. Finger: Schädigung über dem Mittelfingerknochen vom Mittelgelenk bis hin zum Fingerendgelenk auf der zur Handrücken zugewandten Seite und um die zum kleinen Finger hingewandten Seite und der zur Elle und Handinnenfläche zugewandten Seite herum. Der Finger hat eine Blutzirkulation, weist aber eine große Fehlstellung auf. Hat jetzt eine aktive Beugebewegung sowohl im Mittelgelenk als auch im Endgelenk.

     5. Finger: Unverletzt.

    Der Patient wird über die Replantation und das Replantationsregime informiert.
    Er wird auch ausführlich darüber informiert, dass es nicht sicher ist, dass der Amputat wieder angenäht werden kann oder dass alle Schäden repariert werden können.
    Ihm wurde außerdem mitgeteilt, dass es bei einer Replantation / Rezirkulation zu einem 10-tägigen Krankenhausaufenthalt kommen wird und dass er hier bei uns mit einer Nachbeobachtungszeit von 6–12 Monaten rechnen muss.
    Er wird nicht die Hand zurückbekommen, die er hatte, er wird höchstwahrscheinlich eine deutlich eingeschränkte Handfunktion haben.
    Er möchte einen Replantationsversuch.
    In der EIDR-Studie aufgenommen.

    Operation:

    NDP09 Replantation eines Fingers
    ZXD00 Sofortige Hilfe
    ZXE30 Mehr als fünf und bis zu sieben Stunden
    NDQ16 Teilamputation des zweiten Fingers
    NDJ43 operative Verbindung von zwei oder mehr Knochenfragmenten einer Fingerfraktur mit Draht/Cerclage/Stift
    ACB29 Naht eines anderen oder nicht näher bezeichneten peripheren Nervs
    NDL40 Naht / Wiedereinführung der Beugersehne im Handgelenk oder in der Hand
    NDL41 Naht / Wiedereinführung der Streckersehne im Handgelenk oder in der Hand

    Operierende Ärzte: XXXXXXX und XXXXXXX 

    Operationszeit: ca. 5 Stunden

    Anästhesie: Narkose und Plexus (Schmerzkatheder, der zu einem Nerv geführt wird, um den gesamten linken Arm zu betäuben, erkläre ich später mehr dazu)

    Vergrößerungsbrille. 

    Antibiotikaprophylaxe mit insgesamt 4 Dosen intravenös.
    Während des Eingriffs wird teilweise Blutentleerung eingesetzt.
    Gesamtblutentleerungszeit ca. 3 Stunden.
    Keine sichtbare Kontamination. Spüle mit drei Litern.
    Wird durchleuchtet. Es liegen keine Frakturen am 1. oder 5. Finger vor. Auch nicht auf Mittelhandknochenebene.

    Darüber hinaus ist ein amputierter zweiter Finger zu sehen.
    Zerstörung des gesamten Mittelfingergliedes des 3. Fingers mit großem Substanzverlust proximal.

    Bruch des Mittelfingergliedes auf zwei Ebenen im 4. Finger.
    Nachdem wir den Schaden durchgesehen haben, sehen wir, dass der dritte Finger sowohl so beschädigt ist, dass es schwierig sein wird, ihn zu replantieren, als auch höchstwahrscheinlich nicht richtig funktionieren wird, da die Hälfte der Mittelphalanx fehlt und der verbleibende Teil vollständig zerbrochen ist. Ich halte es für das Beste, dies zu amputieren.

     1. Finger: Wundrevision. Es ist keine Schließung erforderlich. Da es sich lediglich um eine Hautschädigung handelt, sollte am Ende der Operation ein Allevyn angelegt werden.

     2. Finger: Replantiert. XXXXXXX hat die Fingerarterie ulnaris und beide Fingernerven präoperativ präpariert. Naht in der Beugesehne mit Faserdraht erstellt. Der Nervus digitalis radialis kann nicht gefunden werden und wir können präoperativ keine Venen finden. Wir beschließen, den Finger durchbluten zu lassen und zu sehen, ob sich die Venen dann füllen.
    Die Fraktur wird mit einem Stift versehen. Ich vernähe das FDP mit Fiberwire und kürze es ein wenig, um die richtige Spannung zu erreichen.
    Präpariere die Arteria digitalis ulnaris proximal und bereitet die Enden vor. Mit Hep gespület. Salz. Lege Gefäßklemmen an und vernähe die Arterie.
    Anschließend werden beide Fingernerven vernäht. Das DIP-Gelenk ist frei und kann mobilisiert werden. Wir warten damit, die Gefäßklemmen zu lösen, bis wir bereit sind, die Blutleere aufzuheben.

     4. Finger: Stecke das Skelett auf zwei Ebenen fest. Gute Lage im Röntgenbild und keine Rotationsfehlstellung. Vernähe das FDP, das an etwa 10 % der Substanz hängt. Füge zusätzliches Gewebe hinzu, damit es verstärkt wird. Der FDS shenkel (?) ist intakt.
    Untersuche den Radialnerv/Gefässstrang. Der ist intakt.
    Ulnarisnervenstrang ist durchtrennt. Ich nähe den Nervus digitalis ulnaris. Platziere einige Kreuznähte, um die Strecksehne zu lokalisieren.
    Blutleere wird gelöst und Heparin 5000 i.v. verabreicht. Nach 1 Minute wird die Gefäßklemme am 2. Finger gelöst und der Finger ist innerhalb von 5 Minuten gut durchblutet und bleibt für den Rest der Operation durchblutet.
    Auch der 4. Finger wird durchblutet.
    Am zweiten Finger findet man nur eine sehr kleine Ader dorsal, die einzige, die man am Amputat findet. Habe sie heraus bekommen und schaffe es, sie mit vier Nähten an der größeren Empfängervene zu platzieren. Guter Fluss hier an der Anastomose vorbei.
    Es sind keine Venen mehr da zum nähen und diese ist so klein, dass ich glaube, dass es nicht möglich ist, sie nochmals zu vernähen. Danach wird der 3. Finger operiert:

     3. Finger: Ich amputiere auf Mittelgelenk-Höhe und dem abgerundeten Knorpel, lasse ausreichend Haut stehen und fertige einen schönen Amputationsstumpf an.
    Die digitalen Nerven werden kürzer geschnitten und die Gefäße werden diathermisch behandelt.
    Die Haut wird mit Dafilon 4.0 verschlossen.

    Am Ende der Operation werden Elektroden im 2. und 5. Finger platziert. Der 5. Finger ist der Kontrollfinger.
    Messe am Ende der Operation 35 Grad am 5. Finger und 30 Grad am 2. Finger.

     Weitere Planung: Der Patient muss postoperativ behandelt werden. Röntgen in ein paar Tagen.
    Es muss Replantierungsregime gestartet werden. Der Patient sollte NSAIDs (nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente) meiden.
    Auf der Venenseite erfolgt keine Reoperation, in diesem Fall müssen Blutegel eingesetzt werden, während auf der Arterienseite eine Indikation zur Reoperation besteht.
    Er kann insgesamt vier Dosen Antibiotika i.v. erhalten und dann per os auf Diclocil umgestellt werden.

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