Der Unfalltag 08. März 2023 Erster Eintrag
„Ich habe heute gute Laune!“
Gut, ich dachte fälschlicherweise, ich wäre an diesem Tag morgens beim Zahnarzt, um meine Kronen vorne an den oberen vier Schneidezähnen zu bekommen, aber habe das Datum verkehrt im Kopf gehabt. Erst am nächsten Tag hätte ich nach sehr vielen Vorbehandlungen und langen Jahren Wartezeit dieses neue Lächeln bekommen. Ich habe jetzt schon so lange gewartet, da käme es auf den einen Tag jetzt auch nicht mehr drauf an.
Naja, das kann passieren. Bleibt mir eben ein Tag mehr von der Vorfreude. Man kann ja Dinge auch positiv sehen. Ich bin dann wie sonst zur Arbeit gefahren. Trotz der Frühe am Morgen, ich stehe immer so zwischen drei und halb vier Uhr auf, war ich gut gelaunt und motiviert.
Wie wenig ich zu diesem Zeitpunkt noch wusste oder ahnen konnte, wie sehr sich der Tag abrupt ändern wird.
Den Winter über habe ich in der Nachbarabteilung, der Element-Abteilung, gearbeitet und war aber nun seit wenigen Tagen zurück in „meiner“ Abteilung, der Dachstuhl-Produktion. Ich war ein wenig eingerostet in meiner Arbeitsweise, aber die Abläufe in der Abteilung sind blind bekannt, ich konnte mehr oder weniger einfach auf dem Stand weitermachen, bei dem ich aufgehört habe. Auch die Stimmung in der Abteilung war gut, die Produktion ging wegen steigender Anzahl der Aufträge wieder mehr in den Bereich, wo es einfach Spaß macht zu arbeiten. Man hat gut zu tun, ohne sich dabei allzu sehr zu stressen, die Kollegen sind guter Laune.
Wir begannen mit einer neuen Serie, einem Walmdach für ein Wohnhaus. Dazu haben wir die entsprechenden Holzteile vorgefertigt von der Sägeabteilung bekommen, also die benötigten Winkel und Längen der verschiedenen Holzteilen schon fertig zugesägt, dass wir in der Produktion einfach nur diese Teile auf die von uns bereits aufgestellen Presstische legen brauchen. Dann, als Abschluss, nur noch die Nagelplatten darunter und darauf platzieren, und als so gut wie letzten Abeitsschritt (ich gehe hier nicht zu sehr ins Detail) fährt einer von uns, meist ich, mit einer Presse um den Dachstuhl herum und verpresst die Teile miteinander – und der Dachstuhl ist fertig.
Allerdings hatten wir an diesem Tag Teile bekommen, die nicht fertig aus der Sägeabteilung kamen. Es fehlte an den unteren Balken ein Grad/Winkel, der dafür gedacht ist, dass ein Teil der Dachstühle aus dieser Serie auf anderen Dachstühlen aufliegen können, sogenannte „Kletterstühle“. Diese werden, auf den Dachstühlen des unterliegenden Dachs aufsitzend, nach oben hin immer kleiner. Dadurch wird die fertige Dachform komplett.
Dass uns diese Teile nicht fertig gesägt in der Abteilung erreicht haben, kommt ab und zu aus verschiedenen Gründen vor. Ist auch nicht sonderlich tragisch, wir haben eine große Industrie-Tischkreissäge zur Verfügung, die wir dann zur gewünschten Anpassung benutzen.